Wie kann eine Kultur der Vergangenheit ein Modell für die Zukunft sein? Dag Nikolaus Hasse hält Schelling Lecture 2024
Am 4. Dezember 2024 hielt Prof. Dr. Dag Nikolaus Hasse im gänzlich gefüllten Gartenpavillon des Juliusspitals die Schelling Lecture 2024. In seiner Rede widmete er sich dem Literaturtheoretiker und -kritiker Edward Said, der nicht zuletzt mit seiner Schrift über "Orientalism" zu einem der prägenden Denker des 20. Jahrhunderts geworden war. Said hatte sich darüber hinaus im Jahr 2002 in einer Dankesrede für den Prinz-von-Asturien-Preis, den er gemeinsam mit Daniel Barenboim im spanischen Oviedo verliehen bekam, eingehend mit der multiethnischen Geschichte Andalusiens auseinandergesetzt. In der Dankesrede beschrieb Said Andalusien als ein hoffnungsvolles Modell, jedoch warnte er zugleich davor, es nicht als verlorenes Paradies zu idealisieren.
Der Vortrag von Dag Nikolaus Hasse stützte sich auf neuere Forschungen zu Said und zur Kultur multiethnischer Städte in Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten. Der Vortrag beleuchtete jene Aspekte der Vergangenheit, die als Modelle für multiethnische Städte der Zukunft dienen können. Im Anschluss an den Vortrag kam Hasse mit seinem Würzburger Fachkollegen Prof. Karl Mertens sowie mit dem Publikum ins Gespräch.
Wie steht es um die Arzt-Patienten-Kommunikation? Ein Blick in Geschichte und Gegenwart zum Abschluss des Akademienprojektes "Frühneuzeitliche Ärztebriefe"
Zwischen Heilserwartungen und Todesängsten – Ärzte müssen seit jeher Patienten Diagnosen vermitteln. Doch wie sieht eigentlich eine gelungene Arzt-Patienten-Beziehung aus? Auf welche Weise können Ärzte selbst komplexe Behandlungsversuche angemessen an ihre Patienten kommunizieren? Wie gehen Sie dabei mit Ängsten und Sorgen der Patienten um? Und was lernen wir aus der Geschichte über das Verhältnis von Ärzten und Patienten? Diese Fragen gingen der Medzinhistoriker Michael Stolberg und die Leitende Oberärztin Maria-Elisabeth Goebele bei einer Podiumsveranstaltung des Siebold-Collegiums und des Schelling-Forums nach, die am 28. November im Veranstaltungssaal des SCIAS stattfand.
Zunächst warf Stolberg einen Blick auf die Geschichte und untersuchte die Interaktionen zwischen Ärzten und Kranken im 16. und 17. Jahrhundert. Er stützte sich dabei maßgeblich auf Briefe, in denen die Kranken oder deren Angehörige einem erfahrenen Arzt um Rat fragten und ihm deshalb das Krankheitsbild und die bisherigen Behandlungsversuche schilderten. Tausende solcher Briefe wurden seit 2009 in dem Würzburger Akademienprojekt „Frühneuzeitliche Ärztebriefe“ erschlossen, das seine Arbeit zum Jahresende 2024 beenden wird. Danach sprach Maria-Elisabeth Goebeler über heutige Praktiken in der Arzt-Patienten-Beziehung. Sie ging dabei insbesondere der Frage nach, wie Ärzte vor dem Hintergrund der immer komplexer werdenden Behandlungen mit Patienten kommunizieren. Anschließend diskutierte Eva-Bettina Bröcker mit Stolberg und Goebeler über das Ärzte-Patienten-Verhältnis.
Das Schelling-Forum schreibt Traineestelle aus
Das Schelling-Forum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften an der Universität Würzburg sucht zum nächstmöglichen Termin eine/n Trainee in Teilzeit (50%). Das Forum versteht sich als ein Ort des Austauschs und der Wissensvermittlung, es treibt interdisziplinäre Forschung voran und fördert den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Es organisiert Tagungen, Vorträge und Podien zu vielfältigen wissenschaftlichen Disziplinen und richtet sich mit diesen an die akademische und städtische Öffentlichkeit. Zudem bereitet es wissenschaftliche Inhalte zunehmend multimedial für den digitalen Raum auf. Darüber hinaus entwickelt es mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Geistes- und Sozialwissenschaften neue Forschungsvorhaben.
Im Rahmen der ausgeschriebenen Traineestelle stehen die Anforderungen, Abläufe und Strategien des Schelling-Forums der Bayerischen Akademie der Wissenschaften im Fokus. Nach einer Einarbeitungsphase werden Ihnen weitgehend selbständige Tätigkeiten in Form von Teilprojektarbeiten übertragen. Einen Schwerpunkt bilden dabei das Forschungsmanagement und die Wissenschaftskommunikation. Sie sammeln Erfahrungen bei der Initiierung und Entwicklung neuer Forschungsprojekte, bei der Konzeption und Umsetzung unterschiedlicher Veranstaltungsformate sowie multimedialer Vermittlungsangebote. Das Traineeprogramm bietet Ihnen vertiefte Einblicke in diverse Fächerkulturen und ermöglicht Ihnen den Aufbau von Kompetenzen in unterschiedlichen wissenschaftsnahen Tätigkeitsfeldern. Das Traineeship kann bei positiver Evaluierung nach Ablauf eines Jahres um ein weiteres Jahr verlängert werden. Die wöchentliche Arbeitszeit beträgt bei einem monatlichen Bruttogehalt von ca. € 2.000,-- 20 Stunden.
Mehr zu der Ausschreibung erfahren Sie unter folgendem Link. Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!
Die Überwältigung eines Kontinents. Eine Veranstaltung zum 140. Jahrestag der Berliner Afrika-Konferenz
Mitte November 1884 begann auf Einladung Otto von Bismarcks die „Afrika-Konferenz“ in Berlin: Ohne auch nur einen Vertreter afrikanischer Interessen einzuladen, verhandelte das Deutsche Reich mit anderen europäischen Staaten, den USA und dem Osmanischen Reich über ihre imperialen Ansprüche. Oberstes Ziel der Konferenz war es, die europäische koloniale Expansion und Beherrschung Afrikas einvernehmlich zu regeln und rechtlich abzusichern. Auch Deutschland errichtete Kolonien in Afrika. Bis heute wirken sich die Folgen des Kolonialismus auf das Leben der Menschen in Afrika, auf ihre politischen Systeme, ihre Wirtschaft und Gesellschaften aus.
Über den Stellenwert der Berliner Afrika-Konferenz sprachen die in Hannover lehrende Afrikahistorikerin Brigitte Reinwald, der kamerunische Germanist David Simo und der an der LMU angesiedelte Zeithistoriker Carlos Alberto Haas. Dabei erörterten sie u.a. die Verantwortung von Otto von Bismarck und dem Auswärtige Amt für die Kolonialisierung afrikanischer Territorien und für die damit einhergehende koloniale Gewalt. Im daran anschließenden Gespräch mit dem Koordinator des Schelling-Forums, Lars Lehmann, diskutierten die drei Vortragenden die Bedeutung der Afrika-Konferenz und des Kolonialismus in der deutschen und kamerunischen Erinnerungskultur.
Streit um das Nibelungenlied. Vortrag und Diskussion zum Umgang der Philologie mit dem Heldenepos
Im 19. Jahrhundert war Philologie ein Leitparadigma der sich an den Universitäten etablierenden Geisteswissenschaften. In der jungen Disziplin der Germanistik, die zunächst noch ganz auf die Erforschung des deutschen Altertums ausgerichtet war, entwickelten sich verschiedene Konzepte und Methoden von Philologie, die miteinander konkurrierten.
Fragen der Methodendivergenz, Kampf um das richtige Verständnis eines Textes, die Deutungshoheit und die richtige Art der Edition wurden hier nirgends mit mehr Vehemenz ausgetragen als im Blick auf das Nibelungenlied, dem der Rang und die Bedeutung eines Nationalepos zugeschrieben wurde.
Am 6. November 2024 ging die an der LMU München lehrende germanistische Mediävistin Beate Kellner dem Streit um das Nibelungenlied. Sie beleuchtete den jahrzehntelangen Streit um die Hypothesen zur Genese, die Methoden der Edition und das Verständnis dieses Epos und blickte auch auf seine institutionellen Dimensionen.
Nach ihrem Vortrag kam sie mit der in Würzburg lehrenden Philologin Regina Toepfer ins Gespräch, die als Präsidentin des Mediävistenverbands fungiert und zu Übersetzungskulturen des Mittelalters und der frühen Neuzeit forscht.
Was nutzt Religion heute? Ein Gespräch über die Wege des Protestantismus in die Postmoderne
Der Protestantismus galt in akademischen Milieus lange als fortschrittliche, modernitäts- und bildungsaffine Religion. Theologische Größen wie Ernst Troeltsch zur Weimarer Zeit oder Paul Tillich später in den USA standen und stehen für eine wegweisende Auseinandersetzung mit der Frage nach der Modernitätsfähigkeit von Religion, Christentum und Kirche. Beide hatten einen Wirkungsradius weit über die akademische Ausbildung von Theologiestudierenden hinaus. Ausgehend von diesen beiden historischen Größen diskutierten Prof. Ilona Nord von der Universität Würzburg und Prof. Friedrich Wilhelm Graf von der Ludwig-Maximilians-Universität München am 23. Oktober m Schelling-Forum über den Nutzen von Religion heute.
Die Veranstaltung fand in Kooperation des Schelling-Forums mit dem Rudolf-Alexander-Schröder-Haus statt. Das Gespräch moderierte die Pfarrerin und Direktorin der ev. Stadtakademie Katharina Eberlein-Braun.
Die USA vor der Wahl. Eine Podiumsdiskussion über die Spaltung in Politik und Gesellschaft der Vereinigten Staaten
Am 17. Oktober und damit nur knapp drei Wochen vor den Präsidentschafts- und Kongresswahlen in den USA lud das Schelling-Forum zu einem Podiumsgespräch über den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Zustand der Vereinigten Staaten von Amerika ein. Nach dem Neustart der Demokraten kämpft die bisherige Vizepräsidentin Kamala Harris gegen ihren republikanischen Widersacher Donald Trump um den Einzug ins Weiße Haus.
Die US-Korrespondentin Katja Ridderbusch, die sich aus Atlanta zuschaltete, und der in Berlin lehrende Politikwissenschaftler Christian Lammert diskutierten mit der Amerikanistin Heike Paul über die massiven politischen und kulturellen Spannungen in den USA. Es herrschte Einigkeit, dass von dem Ausgang der Wahlen erhebliche Auswirkungen auf das gesellschaftliche Gefüge der USA und auf die internationale Ordnung zu erwarten sind.
Wie gespalten ist das Land derzeit? Und können sich die verfeindeten Lager nach der Wahl wieder annähern? Hören Sie rein in die Veranstaltungsaufzeichnung in der Mediathek der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Welche Alternativen zu Tierversuchen gibt es? Eine Exkursion des Schelling-Forums ins Fraunhofer-Translationszentrum
Tierversuche sind seit langem ein fester Bestandteil in der medizinischen und pharmazeutischen Forschung. Doch alternative Methoden gewinnen immer mehr an Bedeutung. Am Fraunhofer-Translationszentrum für Regenerative Therapien (TLZ-RT) in Würzburg entwickeln Forscherinnen und Forscher zellbasierte 3D-Gewebemodelle, die das Potenzial haben, Tierversuche zu minimieren oder gar zu ersetzen. Sie arbeiten u. a. mit induzierten pluripotenten Stammzellen, aus denen Mini-Organe, sogenannte Organoide, nachgebildet werden können.
Am 11. September dieses Jahres machte das Schelling-Forum eine Exkursion in das Fraunhofer-Translationszentrum für regenerative Therapien. Prof. Eva-Bettina Bröcker kam dabei mit dem Leiter des Zentrums, Prof. Florian Groeber-Becker, ins Gespräch und diskutierte mit ihm die Möglichkeiten und Grenzen neuer Technologien. Anschließend gaben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Einblicke in ihre Forschungen.
Schumann und das Grundgesetz: "Akademie Aktuell" mit Beiträgen aus dem Schelling-Forum
Mit gleich zwei Artikeln aus dem Schelling-Forum wartet die neueste Ausgabe des Magazins „Akademie Aktuell“ auf. In der Titelgeschichte widmet sich das Magazin Robert Schumann, der nicht nur Komponist, sondern gleichermaßen auch Poet und Literat war. Seit seiner Jugend schrieb er Gedichte und sammelte Zitate und Auszüge aus literarischen Werken, die ihn berührten. Später schuf er mit der „Neuen Zeitschrift für Musik“ ein Organ der Musikkritik, in dem auf neuartige Weise über Musik geschrieben wurde. Und auch seine Kompositionen haben einen hohen literarischen Anspruch und Wert. Diese Doppelbegabung steht im Mittelpunkt des Forschungsprojekts „Robert Schumanns Poetische Welt. Drama – Oratorium – Vokalsymphonik – Literarisches Werk“, das eine Arbeitsstelle im Schelling-Forum hat und seine Arbeit in dem Magazin vorstellt.
Darüber hinaus beinhaltet das Magazin Diskussionsausschnitte aus der Veranstaltung „75 Jahre Grundgesetz“, die das Schelling-Forum im Gartenpavillon des Juliusspitals ausrichtete. Am 23. Mai 1949 trat das Grundgesetz in Kraft. Eines seiner zentralen Prinzipien ist die föderale Struktur des Staates. Was sind die historischen Gründe dafür, und wie hat sich der Föderalismus in Deutschland während der letzten Jahrzehnte entwickelt? Hierüber gibt ein Gespräch Auskunft, das mit der ehemaligen Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenbrger, der Politikwissenschaftlerin Ursula Münch und dem Historiker Andreas Wirsching geführt wurde. Zur kostenfreien Digitalausgabe geht es hier.
Mit gediegener Swingmusik in die Sommerpause
Nach mehr als 30 Veranstaltungen im laufenden Jahr hat sich das Schelling-Forum mit einem Fest für Akademieangehörige, Familie und Freunde in die Sommerpause verabschiedet.
In gediegener Atmosphäre spielte die Band „Das LieBerTrio“ Swingmusik und bekannte Evergreens. Auf der Terrasse und im Foyer konnten sich die Gäste bei einem kühlen Getränk und Speisen austauschen. Für die jungen Gäste war eine Spielecke und ein Kinderkino geboten.
Wir freuen uns jetzt schon auf das vielfältige Programm in der zweiten Jahreshälfte. Dabei werden wir uns u.a. den USA vor der Wahl, dem Nutzen von Religion sowie Edward Said und seinem Blick auf die andalusische Geschichte und Kultur widmen. Unser Programm von September bis Dezember 2024 können Sie unter diesem Link abrufen.
China und die Seidenstraße - Vortrag und Gespräch über das legendenumrankte Routennetzwerk
Die Seidenstraße ist zum Inbegriff einer frühen Globalisierung geworden. Seit der Antike nutzten Gesandte, Händler, Missionare und Abenteurer die Seidenstraße. Auf dem Landweg passierten sie dabei lebensfeindliche Wüsten, überwanden hoch aufragende Gebirge und verweilten in betriebsamen Oasenstädten. Der Sinologe Thomas O. Höllmann hielt am 11. Juli im Schelling-Forum einen Vortrag über das legendenumwobene Routennetzwerk. Er veranschaulichte in einer Bilderpräsentation, dass ein instensiver kultureller Austausch über die Seidenstraße ermöglicht wurde und diese eine ausgeprägte Wahrnehmung des Fremden und des Eigenen mit sich brachte.
Anschließend kam Höllmann mit seinem Würzburger Fachkollegen Roland Altenburger ins Gespräch. Die beiden Wissenschaftler diskutierten über die Attraktivität des Begriffs der Seidenstraße, über potentielle alternative Bezeichnungen sowie über die Indienstnahme der "Seidenstraßen"-Rhetorik für die heutige Außenwirtschaftspolitik Chinas.
Dies war die erste von zwei Veranstaltungen, die sich mit China und der Seidenstraße beschäftigt. Während sich diese erste mit der "alten Seidenstraße" beschäftigte, wird der Schwerpunkt der zweiten, die im kommenden Jahr 2025 stattfinden wird, auf der "neuen Seidenstraße" liegen.
Die Bayerische Akademie schreibt neue Forschungsstipendien aus
Bis zum 16. August dieses Jahres haben junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschafter die Möglichkeit, sich mit ihren Forschungsfragen im Kontext von Projekten der BAdW oder ihrer Institute für ein Forschungsstipendium zu bewerben. Hierfür können für drei bis sechs Monate Mittel in Höhe von insgesamt max. EUR 20.000 beantragt werden. Antragsberechtigt sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die zum Zeitpunkt der Einreichung des Stipendienantrags das 38. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und deren Promotion nicht länger als fünf Jahre zurückliegt. Erziehungs- und Pflegezeiten können berücksichtigt werden.
Nähere Informationen zur Ausschreibung und zum Bewerbungsverfahren finden Sie unter folgendem Link.
Szenische Lesung zu Schellings "Clara" im Toskanasaal der Würzburger Residenz
Wie steht es um die Fortdauer der Seele nach dem Tod? Über diese Frage veranstaltete das Schelling-Forum gemeinsam mit der Internationalen Schelling-Gesellschaft sowie der Domschule eine szenische Lesung im Toskanasaal in der Würzburger Residenz. Nach einem Impulsvortrag von Winfried Romberg und einer Einführung von Vickie Müller-Lüneschloß trugen Darstellerinnen und Darsteller ein Dialogfragment Schellings aus der Zeit der Romantik mit dem Namen "Clara" vor. Darin diskutieren ein Pfarrer und ein Arzt mit der Protagonistin Clara über die Fortdauer der Seele. Clara, eine Frau unbekannten Alters, vertrieben von den heimischen Gütern und verwitwet, sucht Zuflucht in der Einsamkeit und Stille der Natur. Die Trauer um ihren verstorbenen Mann Albert hat sie dort jedoch zu einer höheren Einsicht geführt: „Ich weiß, daß er ist, daß er lebt, daß er an unserer Freude theilnimmt.“ Diese innere Gewissheit, die sich Clara über das Gefühl vermittelt, wird ihr schließlich durch gezielte Fragen eines Pfarrers und eines Arztes, hier stellvertretend für die Theologie und die Naturphilosophie, auf gemeinsamen Spaziergängen ‚entlockt‘. Die von Harfenmusik begleitete szenische Lesung griff den Höhepunkt des Dialogs am Weihnachtsabend auf.
Die szenische Lesung fand im Rahmen der Tagung "Schellings Weltalter-Philosophie" statt, die am 21. und 22. Juni im Schelling-Forum ausgetragen wurde.
Das Quantencomputing - Dialog über den Rechner der Zukunft
Wie sieht der Rechner der Zukunft aus? Über diese Frage sprachen der Direktor des Walther-Meißner-Instituts der BAdW, Stefan Filipp, der theoretische Physiker Ronny Thomale sowie der Experimentalphysiker Laurens W. Molenkamp am 11. Juni im gänzlich gefüllten Veranstaltungssaal des Schelling-Forums. Mit dem Quantencomputer sind Hoffnungen auf eine Revolution in der digitalen Welt verbunden: Er soll einmal Aufgaben lösen, an denen heute selbst die größten Supercomputer scheitern. Durch die Nutzung der Quantenbits könnte er schneller, genauer und effizienter als jeder existierende Computer werden.
Wie die Panelisten deutlich werden ließen, sei jedoch noch keinesfalls geklärt, welcher Weg in der Forschung zu den erhofften Ergebnissen führen wird. Zu den aussichtsreichsten Wegen gehörten Supraleiter sowie die topologische Quantenchemie.
Werkstattgespräch mit dem »Panoptikum Boy«
Die Würzburger Werkstattgespräche gingen mit Leif Randt in eine neue Runde. Der Autor präsentierte am 4. Juni 2024 im Gartenpavillon des Juliusspitals ein Medley mit Auszügen aus seinen Romanen und Erzählungen. Dazu gehörten Passagen aus seinen Romanen »Leuchtspielhaus«, »Schimmernder Dunst über CobyCounty sowie »Planet Magnon«. Das an die Lesung anschließende Autorengespräch moderierte Prof. Dr. Stephan Kraft, der Inhaber der Professur für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg ist. Die Veranstaltung fand in Kooperation des Instituts für deutsche Philologie der Universität Würzburg mit dem Schelling-Forum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften statt und zielte darauf ab, die Würzburger Literaturwissenschaft und die interessierte Stadtgesellschaft mit dem Autor ins Gespräch zu bringen.
Feierliche Eröffnung des Kollegs "Moderne und Gegenwart" der JMU im Schelling-Forum
Das neu gegründete fakultätsübergreifende Kolleg „Moderne und Gegenwart“ an der Universität Würzburg feierte am Mittwoch, dem 22. Mai 2024, seine offielle Eröffnung im Schelling-Forum. An das Grußwort von Prof. Esme Winter-Froemel und eine Einführung der Sprecherinnen des Kollegs, Prof. Catrin Gersdorf und Prof. Stephanie Catani, schloss sich eine Lesung mit der Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Prof. Elisabeth Bronfen an. Sie las aus ihrem Debütroman „Händler der Geheimnisse“, der von einem mysteriösen Tod des jüdisch-amerikanischen Veterans George Bromfield in einem Krankenhaus in New York handelt. Seine Tochter Eva und ihr Bruder Max begeben sich auf eine Spurensuche und graben sich immer tiefer ein in die geheimnisumwobene Vergangenheit ihres Vaters.
Das Kolleg "Moderne und Gegenwart" ist ein gern gesehener Gast im Schelling Forum. Es bündelt die bedeutende Expertise an der Universität Würzburg zu Fragen der Analyse der Gegenwart mit historischen Perspektiven ab der Sattelzeit. Das Kolleg ist bestrebt, innovative Forschung und Lehre zu fördern und in den Dialog mit der Zivilgesellschaft zu treten.
Exkursion in den Botanischen Garten Würzburg
Am 14. Juni unternahm das Schelling-Forum eine Exkursion in den Botanischen Garten. Mit 75 Teilnehmerinnen und Teilnehmern widmete sich die Veranstaltung der faszinierenden Geschichte des Botanischen Gartens. In seinem einführenden Vortrag schilderte der ehemalige Direktor des Gartens, Prof. Markus Riederer, dessen Anfänge als Arzneipflanzengarten des Juliusspitals und veranschaulichte den Wandel bis zu seiner heutigen Rolle als Bildungs- und Lernort im Zeitalter des Anthropozäns. Anschließend führten Riederer sowie der Wissenschaftliche Kustos Dr. Gerd Vogg und Emily Schweitzer-Martin durch die Gewächshäuser und den Garten und stellten verschiedene Aspekte ihrer botanischen Arbeit vor dem Hintergrund der aktuellen ökologischen Herausforderungen vor. In ihren Führungen erörterten sie auf eine jeweils eigene spezifische Weise, welchen Beitrag ein universitärer Botanischer Garten als Ort des Wissenserwerbs und der Kompetenzentwicklung leisten kann, um die Bemühungen um Nachhaltigkeit in Gesellschaft, Staat und Wirtschaft zu unterstützen.
Tag der offenen Tür der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
"75 Jahre Grundgesetz". Ein Podiumsgespräch über die föderale Staatlichkeit Deutschlands
Wie steht es um die föderale Staatlichkeit, die seit nunmehr 75 Jahren im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankert ist? Über diese Frage diskutierte die Journalistin Violetta Hagen mit dem Historiker Prof. Dr. Andreas Wirsching, der Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Ursula Münch und der ehemaligen Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger am 17. April auf einer Podiumsdiskussion des Schelling-Forums im Gartenpavillon des Juliusspitals.
Die Podiumsteilnehmenden zeigten sich einig, dass allzu platte oder gar populistische Kritiken am bundesdeutschen Föderalismus abzulehnen seien. Der Föderalismus könne als eine historische Grundtatsache der deutschen Geschichte verstanden werden, der das kulturelle Selbstverständnis der Menschen präge. Andreas Wirsching betonte, dass die jüngere deutsche Geschichte zwei Zentralstaaten hervorgebracht habe, nämlich das Dritte Reich und die DDR. Die Überwindung föderaler Strukturen hätte in Deutschland damit unmittelbar in Diktaturen geführt.
Die Diskutanten machten Verbesserungspotentiale der föderalen Staatlichkeit aus, wie etwa in der Bildungspolitik, bei der die Zusammenarbeit der Bundesländer untereinander häufig alles andere als zielführend sei.
Die Veranstaltung spiegelt das Bestreben des Schelling-Forums wider, den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit im Rahmen eines vielfältigen Veranstaltungs- und Tagungsprogramms zu fördern.
Schelling Lectures: Start der hauseigenen Publikationsreihe
Der erste Band der neuaufgelegten Reihe „Schelling Lectures“ ist erschienen. Er widmet sich dem Philosophen Friedrich Wilhelm Josef Schelling und seiner Untersuchung über das Wesen der menschlichen Freiheit. Schelling war Professor in Würzburg und wurde 1806 an die Akademie berufen, deren Präsident er von 1827 bis 1842 war.
In der Reihe „Schelling Lectures“ werden immer wieder ausgewählte wissenschaftliche Vorträge publiziert, die renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz unterschiedlichen Fachgebieten am Schelling-Forum der Bayerischen Akademie der Wissenschaften an der Universität Würzburg gehalten haben. Die Reihe wird im Auftrag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften von Prof. Wolfgang Riedel herausgegeben, der dem Koordinierungsausschuss des Schelling-Forums vorsteht.
Nähere Informationen finden Sie über die Verlagsseite.
Dimensionen des Verzichts – gestern, heute, morgen
Tagung der Ad-Hoc-Arbeitsgruppe zu "Semantiken des Verzichts"
Das BAdW-Kurzprojekt „Semantiken des Verzichts" lud Wissenachaftlerinnen und Wissenschaftler ganz unterschiedlicher Disziplinen am 1. und 2. Februar 2024 ins Schelling Forum ein, um die verschiedenen Dimensionen des Verzichtsbegriffes zu erörtern. Im ersten Panel ging es um eine diachrone Betrachtung und um eine ideengeschichtliche Einordnung von Verzichtsdiskursen , die aus verschiedenen disziplinären Perspektiven beleuchtet wurde. Das zweite Panel fokussierte sich auf die aktuelle Diskussion um Verzicht unter soziokulturellen, politischen und ökonomischen Vorzeichen. Im dritten Panel standen Verzichtserzählungen und ästhetische Praktiken im Mittelpunkt, und es wurde sondiert, wie Verzicht künstlerisch imaginiert und gesellschaftlich kommuniziert werden kann.
Im Rahmen der Tagung fand in Kooperation mit dem Schelling-Forum eine Lesung mit der Schriftstellerin Karen Duve statt, die Passagen aus ihrem Buch "Anständig essen?! Ein Selbstversuch" vortrug.
Das Schelling-Forum startet in neuer Formation ins Jahr 2024
In der zweiten Jahreshälfte 2023 hat sich das Team der Bayerischen Akademie der Wissenschaften im Schelling-Forum neu aufgestellt. Im September übernahm Dr. Lars Lehmann die Stelle des Wissenschaftlichen Koordinators und organisiert seither die internen und öffentlichen Aktivitäten des Forums. Im Oktober zog außerdem die Würzburger Arbeitsstelle des Akademienprojektes "Robert Schumanns poetische Welt" unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrich Konrad in die Räumlichkeiten des Forums in der Klinikstraße 3 ein. Darüber hinaus startete im Dezember des Jahres Lea Sailer als Mitarbeiterin in der Öffentlichkeitsarbeit.
Das Team des Schelling-Forums freut sich auf die vielfältigen Aktivitäten, die für das kommende Jahr geplant sind. Dazu gehört etwa eine Lesung am 1. Februar 2024 aus dem Buch Anständig essen?! Ein Selbstversuch mit der Schriftstellerin Karen Duve. Zudem findet am 17. April 2024 ein Podiumsgespräch zu 75 Jahre Grundgesetz mit Prof. Dr. Andreas Wirsching, Prof. Dr. Ursula Münch sowie der Bundesjustizministerin a.D. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger über den Wandel der Staatlichkeit in Deutschland statt. Am 14. Mai freuen wir uns darüber hinaus auf einen Vortrag und eine Führung mit Prof. Dr. Markus Riederer durch den Botanischen Garten Würzburg. Er spricht dabei über die Geschichte des Gartens, der sich von einem Hortus medicus zu einem Bildungsort im Anthropozän wandelte. Viele weitere Veranstaltungsangebote folgen.
„Die Utopie als erster Schritt der Veränderung"
Ilija Trojanow im Autorengespräch mit Wolfgang Riedel
Im Rahmen der „Werkstattgespräche“ des Instituts für deutsche Philologie der Universität Würzburg und dem Schelling-Forum der BAdW las der Schriftsteller Ilija Trojanow am 8. November 2023 im Gartenpavillon des Juliusspitals aus seinem neuen Roman Tausend und ein Morgen. Er nahm das Publikum dabei mit auf eine sogenannte Zeit-Raum-Reise von einer paradiesischen Zukunft in die Vergangenheit – zu Piraten in der Karibik und in die Wirren der Russischen Revolution.
Mit dem Literaturwissenschaftler und Vorsitzenden des Koordinierungs-ausschusses des Schelling-Forums, Prof. Dr. Wolfgang Riedel, sprach er außerdem über Utopien in Literatur, Politik und Gesellschaft. Trojanow hob hervor, dass Utopien nötig seien, um überkommene Strukturen in unserem heutigen politischen und gesellschaftlichen Leben zu überwinden. Utopien würden in einem Raum des Möglichen gedacht und stellten einen ersten Schritt der Veränderung dar. Die Wege, um eine Utopie zu verwirklichen, seien jedoch vielfältig und könnten von der Utopie selbst nicht aufgezeigt werden.
Riedel betonte, dass ein utopischer Roman wie der von Trojanow geradezu außergewöhnlich sei für die heutige Zeit, die in Literatur und Film vor allem Dystopien kenne.
Podcastreihe über das Olympia-Attentat von 1972
Fakten, Hintergründe, Aufarbeitung
Wenige Wochen vor den Angriffen der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 startete die Aufarbeitung eines über 50 Jahre zurückliegenden Attentats, das sich ebenfalls gegen den Staat Israel richtete: das Olympia-Attentat 1972 in München. Eine international besetzte Historikerkommission zur Aufarbeitung des Anschlags hat nun gemeinsam mit dem Institut für Zeitgeschichte München-Berlin seine Arbeit aufgenommen. In der ersten der mehrteiligen Podcast-Reihe „Olympia 72“ wird geschildert, was bisher bekannt ist und was im Hinblick der Aufarbeitung geplant ist:
Der Mitschnitt der Veranstaltung steht in der Mediathek der BAdW zur Verfügung.
Dialekt heute – Forschung, Digitalisierung, Vermittlung
Die neue Ausgabe der "Akademie Aktuell"
Zwischen Kulturerbe und Klischee – in manchen Bereichen der Gesellschaft ist seit einigen Jahren ein regelrechter Boom des Dialekts erkennbar, zugleich gilt Mundart als rückständig, provinziell und stets vom Aussterben bedroht. Aus welchen Blickfeldern befasst sich die Forschung in Bayern aktuell mit den Dialekten, und wie wirken ihre Ergebnisse wiederum ganz praktisch in die Gesellschaft hinein? Unsere Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft und Praxis geben Einblicke in ihre Arbeit und stellen Angebote vor für alle, die sich intensiver mit Fränkisch, Bairisch und Schwäbisch befassen wollen.
An der Bayerischen Akademie der Wissenschaften hat die Beschäftigung mit Dialekten Tradition: Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Dialekten begann vor rund 200 Jahren. In diesem Umfeld verfasste Johann Andreas Schmeller, der Begründer der modernen Mundartforschung, sein „Bayerisches Wörterbuch“. Heute entstehen an der BAdW u.a. ein Wörterbuch über die fränkische Mundart.
Verzichten lernen - Mitschnitt auf der Homepage der BAdW
Am 27. Juni 2023 fand an der BAdW der dritte Teil der Veranstaltungsreihe "Verzichten - müssen, können, lernen" statt. Prof. Dr. Astrid Müller (Psychologie, Medizinische Hochschule Hannover), Prof. Dr. Daniel Fischer (Consumer Communication and Sustainability, Wageningen University) und Klaus Schilling (UNESCO-Schulen, Bonn) diskutierten mit Prof. Dr. Annette Scheunpflug (Universität Bamberg / BAdW) die Fragen: Wie lässt sich ein individuell und gesellschaftlich verantwortungsvoller Umgang damit finden, der auch Verzicht mit einschließt? Was muss dafür gelernt werden? Und welche empirischen Befunde und Beispiele gibt es für diese Lernprozesse?
Der Mitschnitt der Veranstaltung steht auf der Homepgae der BAdW zur Verfügung.
Verzichten können - Mitschnitt in der Mediathek der BAdW
Am 16. Mai 2023 fand an der BAdW der zweite Teil der Veranstaltungsreihe "Verzichten - müssen, können, lernen" statt. Elena Schirnding de Almeida (Urban Design, TU München) und Doris Kleilein (Architektin und Autorin) diskutierten mit Prof. Dr. Astrid Séville (TU München / BAdW) was es bedeutet, in einer Stadt oder auf dem Land zu verzichten und welche Herausforderungen sich heute für Planerinnen, Gestalter, Architektinnen, aber eben auch für Bürgerinnen und Bürger stellen.
Der Mitschnitt der Veranstaltung steht in der Mediathek der BAdW zur Verfügung.
Auszeichnung für Ulrich Konrad
Am 29. April wurde Musikwissenschaftler Ulrich Konrad von der Mozartgemeinde Wien mit dem Mozartring ausgezeichnet. Ulrich Konad ist ein ausgewiesener Mozart-Experte und engagiert sich als Vorsitzender des Kuratoriums für das Würzburger Mozartfest. Anlässlich der Verleihung hielt der Preisträger einen Vortrag zum Thema "Musiker ohne Amt und Würden. Mozarts Anfänge in Wien 1781".
Ulrich Konrad lehrt und forscht als Professor für Musikwissenschaft an der Universität Würzburg. Seit 2007 ist er ordentliches Mitglied der BAdW, wo er das Forschungsprojekt "Robert Schumanns Poetische Welt (RSPW). Drama - Oratorium - Vokalsinfonik - literarisches Werk. Historisch-kritische Hybrid-Edition" leitet.
Der Goldene Mozart-Ring wurde 1995 von einer privaten Stifterin gestiftet und der Mozartgemeinde Wien übergeben. Er wird alle fünf Jahre an Künstlerinnen und Künstler oder Persönlichkeiten des kulturellen Lebens verliehen, die sich um das Werk Mozarts und seine Interpretation verdient gemacht haben.
Podcast mit Ulrich Konrad: "Musik ist für mich eine lebenslange Mitte"